30.11.2013

30.11.2013              15:00 Uhr               Estadio Cancun 86                 Segunda División

CD Pioneros de Cancun - Calor de San Pedro 1:1 (0:1)


Zuschauer: 1800


"Viva la Mexico"

Unseren diesjährigen Urlaub verbrachten wir an der mexikanischen Riveria Maya. Diese Küste liegt direkt am karibischen Meer und ist für seine Strände, aber auch für die Maya Kultur sehr bekannt.  Die "schönste Nebensache der Welt" sollte jedoch nicht auf dem Plan stehen, eigentlich. 


Wie der Zufall es wollte, ist beim Schnökern auf  www.soccerway.com die Spalte "Mexiko Segunda División" ins Auge gefallen und im nur 70km entfernten Cancun sollte ein Viertelfinale (nach einem mir noch nicht ganz klarem Spielmodus) stattfinden.


In zwei Tagen sollte der Kick steigen, aber wir hatten nur noch bis zum nächsten Tag unseren Mietwagen, welchen wir nutzten, um z.B. eines der sieben neuen Weltwunder zu besichtigen: die Maya Pyramide in Chichen Itza. Nun blieben also zwei Möglichkeiten. Entweder wir fahren mit dem Bus und anschließend mit dem Taxi bis Cancun oder wir mieten uns speziell für den Spieltag ein Auto! Am Ende entschieden wir uns für den Mietwagen den wir direkt im Hotel für 90 US Dollar ohne größeren Aufwand klar machen konnten. Die Benzinkosten belaufen sich in Mexiko übrigens auf ca. 65 Cent pro Liter. 


So ging es Sonnabendvormittag von Playa del Carmen nach Cancun. Hierzulande ist die Polizei, im Gegensatz zu Deutschland, sehr präsent.  Vor jedem Ortseingang gibt es "Topes" (= Bodenschwellen) und die Staatsmacht steht mit Sonnenbrille, Cap und Maschinengewehr direkt an der Straße und gafft in dein Auto, um gegebenenfalls Repressalien zu erwirken. Wir entgingen glücklicherweise auch heute ihren strengen Blicken. Nach einer Stunde Fahrzeit erreichten wir das Estadio 86. Punkt 12 Uhr mittags knallte die Sonne so heiss, dass man es kaum aushielt. Da noch nichts weiter los war, nutzen wir die drei Stunden bis zum Anstoß und fuhren nochmal durch den unübersichtlichen Verkehr in Downtown Cancun, mit u.a. vierspurigen Kreisverkehren. Next Stop - Nike Outlet Store! Nach einer Stunde waren die Tüten voll und es ging wieder Richtung Ground. 30 Minuten vor dem Anstoß stellten wir das Auto auf den Parkplatz direkt am Stadion ab, steckten den Parkplatzeinweiser noch einen Dollar zu und gingen Richtung Kassenhäuschen. Im Internet fanden wir keine weiteren Infos zu den Eintrittspreise, sondern nur den Hinweis:„Entrada Gratuita con Boleto" was frei übersetzt „kostenloser Eintritt mit Ticket“ bedeutet. Am Ticketschalter erhielten wir zwei Eintrittskarten und auf die Frage wie teuer diese wären, die Antwort: „nothing“! 


Gracias Amgio!


Das Stadion hatte zwei Geraden und auf der Gegengerade waren die Supporter von den Pioneros beheimatet. Dafür, dass man nichts erwartet hat, bekam man viel geboten. Trompeten, Rasseln, Trommeln, eine Sirenenanlage die mit einem Kompressor betrieben wurde, gefühlt eine Mio. Papierschnipsel, weißer Rauch und eine Fackel. Dazu ein Haufen von 20 Leuten die 90 Minuten durch Alarm machten. Sehr geiler Support! Auf unserer Tribüne waren dagegen eher die Leute aktiv, die einem etwas verkaufen wollten. Das Angebot war reichlich:  Bier und Softgetränke, aber auch Bratäpfel, Mandarinen (natürlich schon abgepellt), Cocosnüsse, Chips mit Chillisoße, Zuckerwatte, Kuchen oder frittierte Kakerlaken. Die Verkäufer buckelten es von links unten bis rechts oben und zurück. Dem Zuschauer wurde es so angenehm wie möglich gemacht: niemand musste für sein Bier aufstehen nur warten bis jemand mit seinem alten Farbeimer voll mit Eis und Bier vorbeikam. Dieser Service wurde selbstverständlich auch von uns genutzt. 


Zum Sportlichen: Das Hinspiel zwischen Cancun und San Pedro drei Tage zuvor endete mit einem 1:0 für die Pioniere. San Pedro ist übrigens ca. 2600km entfernt. Für eine Drittligapartie schon eine enorme Entfernung. Zum Vergleich, Hamburg - Lissabon ist eine ähnlich Strecke. Der Durchschnitts-Mexikaner ist ca. so groß wie eine Parkuhr und trägt Bauch. Die Spieler auf dem Feld sahen ähnlich aus - nur ohne Bauch. Keine Brecher oder Kanten dabei. Vor dem Anpfiff sanken manche Spieler auf die Knie und streckten die Arme Richtung Himmel. Es entwickelte sich schnell ein sehr flottes Spiel ohne Gebolze und relativ harten Zweikämpfen. Die Lütten flogen des Öfteren quer durch die Luft. Der Schiri wusste auch zu gefallen, er macht sich nur selten bemerkbar. Kurz vor der Halbzeit konterten die Gäste erfolgreich und erzielten das 0:1. So ging es auch zum Pausentequila in die Kabine. Alles war nun wieder ausgeglichen. Die zweiten 45 Minuten sahen ähnlich aus. In der 89 Minute sollte das erlösende 1:1 fallen. Als alle schon mit Bier für die Verlängerung versorgt waren, sollte ausgerechnet einer der Zwerge ein Kopfballtor in die Maschen hauen. Er feierte seinen Erfolg mit  einem Flickflack plus Salto. Die Gegengerade zog aus dem Nichts eine große Blockfahne mit dem Vereinswappen über die "Massen". Schlusspfiff.

Cancun steht damit im Halbfinale.

Nicht nur die Eindrücke vom Stadion waren imposant, sondern auch die ganze Region Yucatan, sowie die sehr freundlichen, hilfsbereiten und stets lächelnden Menschen haben uns positiv überrascht.

Longscher/Matha

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